Urtikaria aus der Sicht des Arbeitsgebers
Lisa

Vorstellung Lisa

Lisa ist Leiterin der Personalabteilung in einem geschäftigen Büro mit etwa 200 Mitarbeitern.
Ihre täglichen Aufgaben beinhalten, dass sie die geschäftlichen Anforderungen mit denjenigen der Mitarbeiter in Einklang bringt. Ihr ist die Lebensqualität am Arbeitsplatz ein besonderes Anliegen.
 
In unserem Gespräch mit Lisa wollten wir erfahren, wie sie gemeinsam mit den Mitarbeitern in ihrem Unternehmen dafür sorgt, dass diese trotz etwaiger persönlicher oder beruflicher Schwierigkeiten zufrieden und produktiv sind.

Das Interview

Wirken sich Hauterkrankungen eines Mitarbeiters Ihrer Meinung nach auf dessen Produktivität aus? Wirken sie sich auf den Arbeitsplatz aus?

Ja – wenn jemand körperliche oder emotionale Herausforderungen erlebt, wirkt sich das zwangsläufig auf seine Produktivität aus, was im Gegenzug auch Folgen für das Wohlbefinden oder die Produktivität des Umfelds haben kann. In den schlimmsten Fällen kann das dazu führen, dass Kollegen keine Hilfe oder kein Verständnis aufbringen, oder sich benachteiligt fühlen, weil man von ihnen erwartet, dass sie einem ausgefallenen Kollegen die Last abnehmen. Zum Glück kommt das sehr selten vor und in der Regel können wir Unterstützung anbieten, um ein deutlich besseres Ergebnis herbeizuführen.

In unserem Umfeld gehen wir mit solchen Situationen aktiv um, damit die Teams zusammenarbeiten und einander aushelfen. Wir bauen Gemeinschaften und Kollegennetzwerke auf allen Ebenen (mittleres Management, Absolventen oder innerhalb der Disziplinen) auf, damit sich jeder zumindest einer Gruppe oder einem Team zugehörig fühlt und sich darauf verlassen kann.

„Wer bezüglich einer Beeinträchtigung seiner Arbeitsfähigkeit offen und ehrlich ist, kann mit dem Verständnis anderer rechnen.“

Möchten Sie, dass ein Mitarbeiter Sie um ein Gespräch bittet, wenn dieser eine schwere Hauterkrankung hat? Worüber würden Sie in so einem Gespräch reden?

Ich würde den Mitarbeiter ermutigen, das Gespräch zu suchen. Bei uns gibt es viele Menschen, die Unterstützung anbieten, und jeder wendet sich gerne an eine andere Person, mit der er ein vertrauliches Gespräch führen kann. Das kann jemand von der Personalabteilung, der Bereichsleiter oder ein anderes leitendes Mitglied des Teams sein.

Wenn sich jemand wegen einer schweren Hauterkrankung an die Personalabteilung wendet, hätte ich gerne ein paar Kerninformationen, um zu erfahren, was wir tun können, um seinen Arbeitsplatz angenehmer zu gestalten. Dabei kann es sich um eine entsprechende Anpassung des Arbeitsumfeldes, der Arbeitszeiten oder der Position handeln. Wir würden uns dafür einsetzen, dass der Betroffene die richtige medizinische Versorgung erhält und ihn dazu ermutigen, seinen Arzt aufzusuchen. Eine Hauterkrankung kann sich auch auf die Stimmung auswirken, deshalb würde ich nach Möglichkeiten suchen, ihn bezüglich seines Wohlbefindens und seiner Zufriedenheit zu unterstützen.

Welche Hilfe/Unterstützung können Sie als Arbeitgeber einem Mitarbeiter mit einer Hauterkrankung bieten?

An dieser Stelle müssen wir die Anforderungen des Betroffenen mit denjenigen des Unternehmens in Einklang bringen. Wir wollen möglichst flexibel sein – wenn also jemand einen Arzttermin hat, versuchen wir, das zu ermöglichen. Wir würden Mitarbeiter ersuchen, Termine so zu legen, dass die Erledigung ihrer Aufgaben nur minimal unterbrochen wird. Wann und wo die beruflichen Aufgaben erledigt werden, ist häufig flexibel. Das kann einem Mitarbeiter mit einer Hauterkrankung sehr nützen.

Welche Informationen bräuchten Sie vom Mitarbeiter, damit Sie diesen beim Umgang mit seiner Arbeit und seiner Hauterkrankung unterstützen können?

Wir müssten wissen, was wir seiner Meinung nach zu seiner Unterstützung tun können. Darauf kommt es an, denn jeder ist anders. Wir müssten wissen, wie sich seine Erkrankung auf seine Arbeitsfähigkeit auswirkt, denn wir möchten versuchen, auf seine Erkrankung und die Einnahme seiner Medikamente und die Therapie der Erkrankung Rücksicht zu nehmen.

Wie können Sie einen Mitarbeiter beim Umgang mit seiner Arbeit und seiner Hauterkrankung unterstützen?

Wenn ein Mitarbeiter eine Erkrankung hat, die sich auf seine Arbeit oder Zufriedenheit auswirkt, dann bin ich der Meinung, dass wir ihn unterstützen sollten, um seine Lebensqualität mithilfe von entsprechenden Anpassungen, die wir vornehmen können, zu verbessern. Es gibt vieles, was wir tun können – wir können die Arbeitsbelastung reduzieren, wir können Flexibilität anbieten, wir können die Arbeit von jemand anderem erledigen lassen und wir können sein Team über seine Bedürfnisse auf angemessene Art und Weise informieren.
 

Welche Vorteile hat es Ihrer Meinung nach, wenn ein Mitarbeiter mit seiner Erkrankung offen und ehrlich umgeht – sowohl gegenüber seinen Kollegen als auch gegenüber seinem Arbeitgeber/Vorgesetzten/Chef?

Die Vorteile sind sehr groß – wer bezüglich einer Beeinträchtigung seiner Arbeitsfähigkeit offen und ehrlich ist, kann mit dem Verständnis anderer rechnen. Wenn Sie einen Tag lang ausfallen, einen Termin haben oder etwas anderes brauchen, was einfacher zu erfüllen wäre, wenn Ihre Kollegen oder Ihr Chef Verständnis dafür hätte, dann sorgen Sie dafür, dass ihr Umfeld versteht, was Sie brauchen.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Hauterkrankung hat, aber Angst hat, dies mit seinem Arbeitgeber zu besprechen? Wie sollte er an diese Angelegenheit herangehen?

Wenn es jemanden gibt, der Sie bei diesem Gespräch unterstützen kann, dann bitten Sie ihn darum – vielleicht kann Sie ein Kollege zu einer Besprechung begleiten oder Ihnen bei der Anbahnung eines Gesprächs helfen. Denken Sie daran: Wenn Sie Ihre Erkrankung in Ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, ist es gut, die Ursache davon zu erklären.

Wir danken Lisa für Ihre offene und ehrliche Meinung.