Diagnose & Therapie
Migräne ist nicht gleich Migräne
Migräne ist nicht gleich Migräne
Trotz der Häufigkeit von Migräneerkrankungen und des hohen Leidensdrucks der PatientInnen erhalten etwa 43,8 % keine richtige Diagnose.1 Und Migräne ist nicht gleich Migräne – eine genaue Anamnese zu Art, Dauer und Auslösern der Attacken ist eine wichtige Voraussetzung für die Therapie, die insbesondere bei PatientInnen mit häufiger episodischer oder chronischer Migräne durch FachärztInnen erfolgen sollte. Die diagnostischen Kriterien wurden durch die Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen der International Headache Society (IHS) festgelegt.2
Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gregor Brössner spricht über die Diagnose Migräne und an wen sich Patienten wenden können.
Eine wichtige Maßnahme zur Unterstützung bei der Diagnose und Therapie ist das Führen eines Kopfschmerzkalenders.3 Hier wird täglich dokumentiert, wann und wo der Schmerz auftrat, wie stark er war, wie lange er anhielt und welche weiteren Beschwerden damit einhergingen. Zyklusabhängigkeiten, Schmerzauslöser und eingenommene Medikamente werden ebenfalls erfasst. Je detaillierter die Dokumentation, desto leichter kann die Ärztin oder der Arzt die Trigger identifizieren und die richtige Therapie festlegen.
In vielen Fällen weisen bestimmte Symptome, beispielsweise die Aura, eindeutig auf eine Migräne hin. Die Abgrenzung kann aber auch schwierig sein, vor allem, wenn bei Betroffenen verschiedene Kopfschmerzformen auftreten.
Generell gilt: Migränebetroffene benötigen eine individuell angepasste Therapie, die nur in Abstimmung mit der/m behandelnden ÄrztIn erfolgen sollte. Dauern die Migräneanfälle bereits über Jahre, ist eine erfolgreiche Therapie meist nicht in kurzer Zeit zu erreichen. Langfristig wird eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen als wirkungsvollste Intervention (Therapie) angesehen.4,5
Für die Akuttherapie stehen derzeit Medikamente zur Verfügung, die die Symptome einer Attacke mildern, aber nicht immer die gewünschte Schmerzkontrolle erzielen. Je nach Schweregrad der Migräne kommen verschiedene Präparate zum Einsatz. Sogenannte Serotoninrezeptor-Antagonisten (Triptane) sind beispielsweise der schweren Migräne vorbehalten, bei leichten bis mäßigen Attacken empfiehlt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zunächst den Einsatz schwächerer Arzneimittel, wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen – gegebenenfalls ergänzt durch ein Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika).3
Eine medikamentöse Migräneprophylaxe empfiehlt die deutsche Gesellschaft für Neurologie dann, wenn die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt ist und zusätzlich u. a. folgende Kriterien erfüllt sind5:
Die meisten Medikamente zur Migräneprophylaxe wurden ursprünglich für andere Krankheitsbilder (Indikationen) entwickelt. Hierunter fallen z.B. Betablocker, Antiepileptika und Antidepressiva.
Seit kurzem ist eine neue Generation von Medikamenten zugelassen, die speziell für das Krankheitsbild der Migräne entwickelt wurden und die in die Pathophysiologie der Migräne eingreifen.
Ergänzt werden soll die körperliche Behandlung – vor allem, wenn die Migräneanfälle durch seelische Belastungen ausgelöst werden – nach Möglichkeit durch psychotherapeutische Maßnahmen.4 Geeignet sind neben einer kognitiven Verhaltenstherapie auch Entspannungsübungen wie Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, aber auch moderate Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Laufen. Doch Vorsicht: Sport mit zu hoher Intensität kann einen Migräneanfall triggern.
Biofeedback-Techniken werden ebenfalls zur Linderung von Migräne erfolgreich eingesetzt.4 Dabei erlernen Betroffene, normalerweise unbewusst ablaufende Körperfunktionen zu erkennen und zu steuern. Am Kopf angebrachte Sensoren lassen erkennen, was im Gehirn passiert. Dadurch können Migräneerkrankte mit der Zeit lernen, Körperfunktionen durch eigene Willenskraft zu beeinflussen.
Migräne ist nicht heilbar, aber um die Anzahl der Migräneattacken sowie deren Schwere zu reduzieren, sollten Betroffene langfristig versuchen, ihre individuellen Triggerfaktoren zu vermeiden. Dazu gehören vor allem ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, das Einhalten fester Mahlzeiten, um Blutzuckerspiegel-Schwankungen zu vermeiden, sowie regelmäßige Bewegung.
Migräne ist nicht heilbar, aber um die Anzahl der Migräneattacken sowie deren Schwere zu reduzieren, sollten Betroffene langfristig versuchen, ihre individuellen Triggerfaktoren zu vermeiden. Dazu gehören vor allem ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, das Einhalten fester Mahlzeiten, um Blutzuckerspiegel-Schwankungen zu vermeiden, sowie regelmäßige Bewegung.